Der Gemeinderat hat nach kontroverser Diskussion über die Fortführung der Planung zum Wohngebiet Söhrenbergweg abgestimmt. Das Ergebnis war denkbar knapp. Als Fraktion haben wir uns mit guten Gründen dagegen ausgesprochen. Unsere Entscheidung war keine gegen das Schaffen von neuem Wohnraum – sondern gegen ein aus der Zeit gefallenes Baugebiet, das tief in ein ökologisch sensibles Naherholungsgebiet eingreift, welches nicht nur Amphibien und Vögeln als Lebensraum dient, sondern auch uns Menschen als grüne Lunge. Klare Argumente sprechen für den Erhalt dieser Fläche: Sie ist landwirtschaftlich nutzbar, klimatisch bedeutsam – insbesondere durch die Kaltluftschneise – und hilft durch ihre Bodendurchlässigkeit, Starkregen zu bewältigen. Wer baut, muss Infrastruktur schaffen: Straßen, Wasserleitungen, Kita- und Schulplätze. Allein hierfür erwarten wir Folgekosten von über 12 Millionen Euro – in einer Zeit, in der notwendige Schulsanierungen aufgeschoben werden. Mögliche ökologische Folgekosten sind hier noch gar nicht berücksichtigt.

Stadtentwicklung muss heute anders gedacht werden. Sie beginnt nicht mehr auf der grünen Wiese, sondern im Kern unserer Städte – mit Planungen, die verdichten, nicht zersiedeln. Mit Lösungen, die nach innen wachsen statt nach außen zu wuchern. Kurze Wege statt mehr Verkehr. Energieeffizienz, soziale Mischung und nachhaltige Konzepte.
Zukunftsfähiges Bauen bedeutet: Brachflächen aktivieren, Dachgeschosse ausbauen, Leerstände erfassen und sinnvoll reaktivieren. Es bedeutet Aufstockung statt Flächenfraß, urbane Lücken mutig schließen und neue Wohnformen wie zu Beispiel kooperative Eigentumsmodelle ermöglichen – modular, ökologisch und klimaneutral, ohne Natur zu zerstören und ohne Flächen dauerhaft zu versiegeln, barrierearm, energieeffizient, identitätsstiftend. Kompakt, lebendig und zukunftsfähig. Wohn(t)räume mit Zukunft: Nicht größer – sondern besser.
Wolfgang Wiedenhöfer (Stadtrat Waiblingen)