Warum wir gegen ein Neubaugebiet Söhrenberg gestimmt haben

1. Umwelt- und Naturschutz: Das Gebiet liegt direkt am Naherholungsgebiet Söhrenberg und grenzt an das Amphibienschutzgebiet, das seit vielen Jahren von der Friedensschule Neustadt betreut wird. Generationen von Schülerinnen und Schülern haben dort erste Erfahrungen mit Krötenschutz gemacht. Wenn wir mit der Wohnbebauung immer weiter ins Grüne eindringen, drängen wir die Natur immer weiter zurück. Singvögel, Amphibien, Fledermäuse werden aus ihrem Lebensraum vertrieben.

2. Klimaschutz: Unser Boden ist kostbar, weil er eben nicht vermehrbar ist. Die Fläche, die für den Neubau vorgesehen ist, dient derzeit als landwirtschaftliche Fläche zur Erzeugung von regionalen Lebensmitteln. Einmal versiegelte Fläche heizt sich im Sommer stärker auf als grüne Wiese, als bewachsener Acker oder von Bäumen beschatteter Boden. Versiegelung verhindert, dass Regen direkt in den Boden eindringen und unsere Böden nachhaltig mit Wasser versorgen kann.

Zudem bringt eine wichtige Kaltluftschneise in heißen Sommernächten kühle Luft vom Söhrenberg in die Ortsmitte. Wenn wir diese Schneise mit Häuserblöcken verriegeln, leiden auch die Bewohner im Ortskern. Und die Zahl der tropischen Nächte nimmt durch den Klimawandel für uns alle spürbar zu.

3.  Finanzen: Ein Baugebiet braucht Straßen und Parkfläche, Strom-, Gas- und Wasserversorgung, Abwasserkanäle, Straßenbeleuchtung, Bushaltestellen und Buslinien, Kindergarten- und Schulplätze. Die Einwohner*innen brauchen Dienstleistungen im Rathaus. All das sorgt für zusätzliche Kosten, die von der Allgemeinheit getragen werden. Experten rechnen mit 12,7 Mio € in den nächsten 25 Jahren. In Zeiten knapper Kassen sollten wir ganz genau überlegen, wofür wir das Geld ausgeben wollen. Die dringend notwendige Sanierung der Staufer-Gemeinschaftsschule haben wir in diesem Jahr aus Kostengründen zurückgestellt. Dennoch planen wir sehenden Auges ein großes Projekt mit immensen Folgekosten? Das ist schwer zu rechtfertigen gegenüber den Schülerinnen und Schülern, die jetzt ihre Schulzeit in einer sanierungsbedürftigen Schule verbringen.

4.  Verkehr und Ortsmitte: Die Verkehrssituation ist schon jetzt knifflig, mehr Autos auf dem Bühlweg und in den umliegenden Straßen sind eigentlich nicht vorstellbar. Und nicht wenige werden versuchen, Abkürzungen und Schleichwege über die Feldwege zu nutzen, um die Ortsdurchfahrt Neustadt zu umgehen. Andererseits ist das Neubaugebiet relativ weit von der Ortsmitte entfernt, so dass kaum mit mehr Kundschaft für die Ortsmitte zu rechnen ist. Wer schon im Auto sitzt, fährt lieber gleich ein paar Kilometer weiter zum Einkaufen.

5.  Es gibt viele sinnvolle Alternativen: In absehbarer Zeit wird mitten in der Kernstadt das Gelände der Diakonie in der Oppenländerstraße frei werden. Hier wäre Wohnungsbau an der richtigen Stelle! Die Infrastruktur besteht bereits, die Wege zum Bahnhof und in die Innenstadt sind nah.
Zudem schaffen wir derzeit neue Wohnungen in der Schorndorfer Straße und in der Rechbergstraße in Hohenacker, haben auf dem Galgenberg, in Beinstein und in der Jesistraße gebaut und sehr innovative Konzepte für die Korber Höhe beschlossen.

Ein Baugebiet auf der grünen Wiese ist unter diesen Umständen für uns nicht zu verantworten. Das Ergebnis war mit 17:16 denkbar knapp. Weitere Beschlüsse sind im Laufe des Prozesses erforderlich, der Ausgang ist jedes Mal offen.